Feuerwehr

Freiwillige Feuerwehr Velgast

Die Freiwillige Feuerwehr Velgast wurde 1911 von Handwerker, Bauern und Bürger um Pfarrer Karitzky gegründet und ist somit einer der ältesten Feuerwehren des damaligen Landkreises Franzburg-Barth.

Den Bericht des Wehrführers über das Kalenderjahr 2022 können Sie hier einsehen.

Die Wehrführer

1911-1930 Max Wulff 1957-1959 Carl Danitz
1930-1945 Erich Schnur 1959-1969 Paul Luutz
1945-1948 Carl Danitz 1969-1985 Wilhelm Behnke
1948-1955 Paul Luutz 1985-1998 Wolfgang Klockzien
1955-1957 Wolfgang Klockzien 1998-2021 Hans-Peter Tews
Der Anfang
Auch in und um Velgast lernte man in den Jahrhunderten die Schrecken des Feuers kennen. So zum Beispiel als die „Wallensteiner²1628 Stralsund belagerten und die Stadt sich energisch zur Wehr setzte, wurde aus Wut darüber die Umgebung verwüstet und gebrandschatzt. Gleiches geschah ein Jahr später 1629 noch einmal. Kaum von den Schrecken erholt, wurde in Velgast den armseligen Katen, 1633 erneut, der rote Hahn auf Dach gesetzt.
1742 unterlief dann dem Meister Knierien das Missgeschick, dass ihm beim Pechsieden dieses überlief und sein Katen Feuer fing und herunterbrannte. Durch Funkenflug haben die umliegenden Gebäude der Domäne ebenfalls Feuer gefangen und brannten nieder. Nach ´drei Jahrzehnten wurden die Gebäude der Domäne erst wieder aufgebaut. 1822 brannte der neu errichtete Pferdestall erneut ab. Die Häufigkeit von Flächenbränden, Böschungsbränden und Waldbränden nahm nach Errichtung der Eisenbahnstrecke Stralsund-Rostock ab Ende des 19. Jahrhunderts, verursacht durch Lokomotiven, zu. Immer wieder kam es in Velgast und der näheren Umgebung Anfang des vergangenen Jahrhunderts zu kleineren, aber auch schweren Bränden. Es wurde offensichtlich, dass der Feuerschutz in der Gemeinde völlig unzureichend war. Als dann im späten Frühjahr 1911 mitten im Dorf Stall und Scheune auf dem Hof von Bäckermeister Wulff brannten, wurden Maßnahmen ergriffen.
Am Sonntag, dem 20. August 1911 versammelten sich auf Initiative von Pastor Karitzky im Leppinschen Gasthaus (heute Ernst-Thälmann-Straße 10) interessierte Männer, um über die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr Velgast zu beraten. Zuvor hatte man sich mit den Herren Holzerland und Foth aus Barth von der dortigen Feuerwehr beraten und Unterstützung zusichern lassen. Auf dieser Gründungsversammlung wurde ein provisorischer Vorstand gewählt. Diesem gehörten Pastor Karitzky, Amtsvorsteher Guhde und Bäckermeister Wulff an. Es wurde eine Generalversammlung auf den nächsten Sonntag einberufen, auf welcher die Satzungen beschlossen werden sollten.
Auf dieser Gründungsversammlung traten 20 der Anwesenden der Wehr bei. Die erforderlichen Geldmittel wurden teils von der Gemeinde, teils von der Regierung und den Feuerversicherungsgesellschaften aufgebracht. Auf der anberaumten Generalsversammlung am 27. August wurden die vorgesehenen Statuten sowie die einzuführenden Dienstordnungen einstimmig angenommen.
Zum Vorsitzenden wurden sodann Pastor Karitzky, zu dessen Stellvertreter Amtsvorsteher Guhde gewählt. Brandmeister wurde Bäckermeister Wulff, Stellvertreter G. Rätz. Schriftführer und Kassenverwalter Leithof, Beisitzer wurde H. Dettmann jun., Spritzmeister wurde Ad. Neumann und Oberfeuerwehrmänner H. Dettmann, Lübke und Goldenbogen. Die Wehr zählte zu Anfang an 25 aktive und eine Zahl passive Mitglieder. Mit dem Bau des Spritzenhauses und der Beschaffung einer Spritze sollte baldmöglichst begonnen werden.
Aus handschriftlichen Aufzeichnungen vom früheren Bürgermeister Goldenbogen können vorbehaltlich folgende Personen der Druckmannschaft zugehörend genannt werden: Franz Rickelt, Wilhelm Karkhoff, Heinrich Tornow, Carl Danitz, Wilhelm Zander, Hugo Lübke, Paul Schwabe, Erich und Friedrich Schnur, Otte Rätz, Richard und Wilhelm Kross, Hermann Schwohls, Robert Kuse und Karl Ewert.
Mit der Gründung der Velgaster Wehr gab es nun im Kreis Franzburg 8 Freiwillige Feuerwehren. Neben Velgast gab es noch Wehren in Ahrenshoop, Barth, Damgarten, Franzburg, Prerow, Richtenberg und Zingst.
1912 kam dann die neue Saug- und Druckspritze, ein erstklassiges Gerät im Wert von 1.600 Reichsmark von der Firma Gustav Ewald in Küstrin. Neben der Spritze wurden zwei praktische Wasserwagen, Hakenleitern und sonstige moderne Feuerlöschgeräte beschafft. Einschließlich der Ausrüstungsstücke für die Wehr war dies ein Wert von 1.200 Reichsmark. Die Gesamtmittel zur Ausrüstung der Wehr beliefen sich auf 2.860 Reichsmark. Diese Summe wurde zum Teil aus öffentlichen Mitteln und zum Teil aus Spenden gedeckt. Damit verfügte Velgast über eine moderne und gut ausgerüstete Feuerwehr.
In den 30er Jahren wurden eine Motorspritze und ein älteres 7-sitziges Fahrzeug als Mannschaftstransportmittel von der Gemeinde angeschafft.
1942 bekam die Wehr Velgast ein modernes LLG – Leichtes Lösch Gruppen Fahrzeug – von den Stoewer Werken aus Stettin auf einem 1,5 t Fahrgestellt. Ein zweites wurde in Richtenberg stationiert. Dieses LLG war ein Einheitslöschfahrzeug durch Feuerwehren in Deutschland zu Beginn der 40er Jahre. Mit diesem Fahrzeug musste die Wehr Velgast auch zu Einsätzen nach den Bombenangriffen auf Rostock und Stralsund ausrücken. DA in den Kriegsjahren die Männer knapp waren, wurden Frauen zum Dienst in der Feuerwehr verpflichtet.
Quelle: Broschüre 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr Velgast
1945 – Der Neuanfang

Im Mai 1945 wurde Velgast von der „Roten Armee“ besetzt und nach einem tragischen Ereignis war der Ort für ca. 6 Wochen evakuiert. Als die Bewohner Mitte Juni 1945 wieder in den Ort zurück durften, fanden sie außer ihren leeren Häusern nichts weiter vor. Alles, auch das Fahrzeug und die Technik der Feuerwehr, waren verschwunden. Auf Vermittlung von Hermann Pettelkau, dem 1. Bürgermeister nach dem Krieg, haben die Männer Arthur Rätz, Walter Klockzien, Otto Heinrich, Hugo Pophal, Willi Goldenbogen, Hermann Lörke, Conrad Pettelkau, Carl Danitz, Emil Gutkuhn und Paul Wendt dann die Motorspritze, die Handdruckspritze, einen Anhänger und Schläuche an der Barthe bei Hövet zusammengetragen und wieder einsatzbereit gemacht. Die genannten Herren bauten den Brandschutz in Velgast im Sommer 1945 mit dem Wenigen, was noch vorhanden war wieder auf. In den nächsten Jahren kamen Kurt Mähl, Werder Drusche, Günther Schuldt, Kurt Granzow, Richard Marohl, Werder Harder, Hans Sonnemann, Wolfgang Klockzien, Horst Wittstock und Hans-Dieter Goldenbogen hinzu.

1952 – 1961
Im Jahre 1952 erhielt unsere Wehr von der Stralsunder Berufsfeuerwehr ein ausgemustertes Fahrzeug, eine Art Kübelwagen, zum Mannschaftstransport. Dieses Fahrzeug war noch aus den Beständen der früheren Wehrmacht – Marke „Stoewer“ – und wurde wegen Neuanschaffung in Stralsund nicht mehr benötigt. Gefahren wurde dieser Wagen von Hans Sonnemann und Kurt Granzow.
Die ersten genormten Löschfahrzeuge wurden in der DDR ab 1951 in Serie gebaut. Es war ein LF-TS 8 auf dem Fahrgestellt Granit 27 aus dem Feuerlöschgerätewerk Görlitz.
Im Dezember 1957, kurz vor Weihnachten, erhielt dann die Freiwillige Feuerwehr Velgast ihr erstes Neufahrzeug nach 1945 – ein LF 8 K30-Garant. Mit der Indienststellung dieses Löschfahrzeuges war die Velgaster Wehr zur damaligen Zeit modern ausgerüstet.
Die Teilnahme am damaligen Feuerwehrkampfsport war die die Velgaster Ehrensache. Viele Preise und Urkunden zeugen von den erfolgreichen Teilnahmen auf Kreis- und Bezirksebene. In der Bestenermittlung über die Gesamtarbeit der Freiwilligen Feuerwehren wurde 1960 im Kreis der 1. Platz und im Bezirk der 3. Platz erreicht. 1961 wurde die Wehr Velgast im Kreis Stralsund und im gesamten Bezirk Rostock als beste Freiwillige Feuerwehr ermittelt. Hierfür erhielten die Velgaster unter anderem eine vom Verband der Feuerwehren der CSSR gestiftete Medaille. Um 1960 nahm das Feuerlöschwesen im Raum Velgast einen gewaltigen Aufschwung.
Am Gerätehaus wurde ein Schulungsraum und ein Steige- und Schlauchturm angebaut. Dies hauptsächlich durch die Kameraden selbst im Rahmen von freiwilligen NAW-Stunden (Nationales Aufbau-Werk), um finanzielle Mittel zu sparen.
Eine Spritze wurde angeschafft, um den Brandschutz im „gewachsenen“ Dorf erfüllen zu können. In den Ortsteilen Bussin und Lendershagen wurden neue Spritzhäuser gebaut.
Hauptinitiatoren waren die Kameraden selbst. Für die geleistete Freizeitarbeit der Kameraden zur materiellen Verbesserung in der Wehr wurden dann jedes Jahr zum 7. Oktober Kameraden mit der Ehrenmedaille der Nationalen Front in Gold, Silber und Bronze für ihre NAW-Tätigkeit ausgezeichnet. Von einzelnen Kameraden wurden hier jährlich 200 bis 700 Stunden freiwillige Aufbauarbeit geleistet. Im Jahre 1961 wurde ein Blasorchester unter der Trägerschaft der freiwilligen Feuerwehr Velgast gegründet. Dieses Orchester hatte 29 Mitglieder, wovon 16 aktive Kameraden in der Wehr tätig waren.
Das Feuerwehrblasorchester unter der Leitung von Herrn Heinz Scherwenke spielte dann auch zur 50-Jahrfeier der Wehr im Jahre 1961 auf.
Das Prunkstück der Wehr, die Handdruckspritze – Baujahr 10911, welche 1945 vor dem „Verschwinden“ bewahrt wurde, bildete den Mittelpunkt dieser Feier. Sie war überhaupt ein begehrtes Stück, so kam die mit Pferden bespannte Spritze 1958 bei den Feierlichkeiten zum 75jährigen Bestehen der Berufsfeuerwehr Stralsund als Leihgabe auf dem „Alten Markt“ zum Einsatz.
Nach 1961 war die alte Handdruckspritze dann in Vergessenheit geraten. Sie wurde in einer Scheune gelagert und war dort über Jahre der Zerstörung ausgeliefert. Bis sich die älteren Kameraden dann in Vorbereitung auf das 75jährige Bestehen der Wehr an die Spritze erinnerten. Mit viel Mühe wurde die Spritze dann wieder aufgebaut.
Die Wehr hatte damals eine Gesamtstärke von 71 Kameraden plus 13 Mitglieder des Blasorchesters. Auch war ein Frauenaktiv in der Wehr von 12 Frauen tätig. Dieses hat sich aber leider im Laufe der Jahre wieder aufgelöst. Und damit damals auch alles in den richtigen Bahnen blieb, gab es natürlich auch einen Parteigruppenorganisator der SED.
Die Freiwillige Feuerwehr Velgast unterteilte sich im Jahre 1961/1962 wie folgt:
36 Kameraden   Zentrale Kommandostelle Velgast
11 Kameraden   Kommandostelle Bussin
12 Kameraden   Kommandostelle Lendershagen
12 Kameraden1  Kommandostelle Manschenhagen.
1961 wurde die schon seit über 10 Jahren bestehende Betriebsfeuerwehr des Volkseigenen Gutes Velgast aufgelöst. Der TSA (Tragkraftspritzenanhänger) wurde der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr zugeführt. Der Brandschutz bzw. die Löschbereitschaft wurde ab 1961 durch die örtliche Wehr für das VEG sichergestellt.
1961 – 1990

In den 80er Jahren wurde von den Kameraden ein Löschfahrzeug vom Typ LF 8 mit 2x 1.000 Litern Michtanks versehen, diese miteinander verbunden und an eine TS 8/8 angeschlossen. Als Fahrgestell diente zunächst ein K 27 Granit und später ein K 30 Garant. Ein weiterer Umbau wurde 1988 getätigt. Auf einen ausgemusterten S 400 LF 16 wurde ein Tank mit einem Fassungsvermögen von 2.700 Litern montiert und an die Heckkreiselpumpe angeschlossen. So hatte man mit Eigeninitiative Tanklöschfahrzeuge zur Verfügung. Zur Standartausrüstung gehörte aber seit 1968 ein Löschgruppenfahrzeug LF 8- TS 8, ein LO Robur. Dieses Fahrzeug wurde bis 1990 dreimal gegen jeweils ein neues Fahrzeug ausgetauscht.

Seit 1957 gab es an der Schule in Velgast die Arbeitsgemeinschaft „Junge Brandschutzhelfer“, welche vom Kameraden Egon Franz geleitet wurde. Diese Arbeitsgemeinschaft nahm an vielen Wettkämpfen teil. Zum Ende der 80er Jahre nach der Pensionierung von Egon Franz wurde die Arbeitsgemeinschaft von Günter Herrmann und zweitweise von Kameraden Uwe Herrmann weitergeführt. Mit der Umgestaltung 1990 hörte diese Gruppe auf zu existieren.

1990 – der 2. Neuanfang
1990 wurde der Neubau eines zweckmäßigen Feuerwehrgerätehauses realisiert, ebenfalls in zentraler Lage im Ort, ein Gebäude mit 4 Fahrzeugboxen und einem Schulungsraum sowie Sanitäreinrichtungen. Zunächst wurden gebrauchte Löschfahrzeuge beschafft, aber 1998 erfolgte dann die Indienststellung eines neuen Tanklöschfahrzeuges auf Fahrgestellt MB 1124 mit einem Aufbau von der Firma Metz in Luckenwalde.
Das Fahrzeug hat einen Wassertank mit einem Fassungsvermögen von 2.400 Litern. Es ist zusätzlich mit einem hydraulischen Rettungsgerät bestückt und kann somit zur technischen Hilfeleistung bei Verkehrsunfällen eingesetzt werden.
Seit 1994 steht der Feuerwehr Velgast ein LF 16-TS vom Katastrophenschutz zur Verfügung. Dieses Fahrzeug ist Bestandteil der Katastropheneinheit Brandschutz im Landkreis Nordvorpommern, wird von freigestellten Helfern besetzt und kann zu Einsätzen in der Gemeinde genutzt werden. Halter ist der Landkreis, die Pflege und  Wartung obliegt der Feuerwehr Velgast. Hierzu gehört ein vom Landkreis Nordvorpommern beschaffter Anhänger mit der Beladung zur Dekontamination von Einsatzkräften bei ABC-Lagern.
Gegenwärtig zählt die Freiwillige Feuerwehr Velgast 89 Mitglieder, darunter 55 Einsatzkräfte, 23 Mitglieder in der Ehrenabteilung. Die Feuerwehr unterteilt sich in 3 Standorte, 1 Löschgruppe in  Altenhagen mit LF 8-TS 8-STA, 1 Löschgruppe in Behrenwalde mit TLF 16/25 und LF 16-ts IN Velgast.
Die Gemeinde nimmt seit dem Jahr 2004 den Brandschutz für die Gemeinde Weitenhagen auf der Grundlage eines öffentlich rechtlichen Vertrages war. Die Kameraden in Behrenwalde sind seither Mitglieder Feuerwehr Velgast und voll in diese integriert.
Im Durchschnitt werden die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Velgast zu 35 Einsätzen im Jahr alarmiert. Besonders zahlreich waren Einsätze während der Vogelgrippe im Frühjahr 2006 und im Sommer 2011 nach der langanhaltenden Regenperiode.
Jugendfeuerwehr
Die Jugendarbeit wurde in der Wehr im Sommer 1993 durch den Kameraden Günter Herrmann mit Gründung einer Jugendfeuerwehr wieder angekurbelt.
Vor acht Jahren zählte die Jugendfeuerwehr  Velgast noch 35 Mitglieder, aber seitdem die Schüler ab der 5. Klasse nach Franzburg zur Schule fahren, verringerte sich die Zahl drastisch.
Die Jugendabteilung wird seit vielen Jahren von Kamerad Uwe Herrmann erfolgreich geführt und kann auf viele Initiativen verweisen.